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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 134

1880 - Halle : Anton
134 seiner Familie wurde gefangen gesetzt, die königliche Würde aufgehoben und Frankreich in eine Republik umgewandelt. Ungerechterweise beschuldigte man Ludwig des Einverständnisses mit Frankreichs Feinden und verurteilte ihn zum Tode. Im Jahre 1793 bestieg er das Schaffet, und sein Haupt fiel unter der Guillotine oder dem Fallbeil. Neun Monate später ging seine Gemahlin, Marie Antoinette, die Tochter der Kaiserin Maria Theresia, denselben Weg. Nun herrschte der Schrecken in Frankreich. Männer wie Robespierre, Danton, Maral hielten die Zügel der Regierung in ihren blutigen Händen. Sie schafften das Christenthum ab und setzten an Stelle Gottes eine Göttin der Vernunft. Tag für Tag wurden Hunderte auf das Blutgerüst geschickt, welche nichts verbrochen hatten, als daß man sie beschuldigte, geheime Anhänger des gemordeten Königs zu sein. Am Ende aber rafften sich die Ordnungsliebenden auf; jene Schreckensmänner wurden gestürzt; ihre Häupter fielen unter dem Fallbeil, und ruhigere Zeiten kehrten in Frankreich zurück. Umsonst halten sich unterdeß fast sämmtliche europäische Fürsten vereinigt, dem wüsten Treiben ein Ende zu machen und den Königsmord zu rächen. Ihre Heere wurden von den begeisterten Soldaten der jungen Republik geschlagen und sie selbst zu ungünstigem Frieden genöthigt. 2. In diesen Kämpfen zeichnete sich ein junger General, Napoleon Bonaparte, in hervorragender Weise aus. Er war der Sohn eines corsischen Advokaten. Auf der Militärschule wurde er zum Offizier gebildet. Schon damals gab ihm einer feiner Lehrer das Zeugniß: „Er wird es weit bringen, wenn die Umstände ihn begünstigen." Als die französische Revolution ausbrach, stellte er sich aus die Seite des Volkes. Schnell stieg er von Stufe zu Stufe. Mit 26 Jahren wurde er als Oberbefehlshaber gegen die Oestreicher nach Italien geschickt. Sieg auf Sieg entriß er ihnen und zwang sie zum Frieden; durch denselben fiel das ganze linke Rheinufer in Frankreichs Hände. Nach Frankreich zurückgekehrt, löste er die bisherige Regierung auf und stellte sich als erster Consul an die Spitze des Landes. Aber auch diese hohe Würde genügte dem Ehrgeizigen nicht. Im Jahre 1804 stürzte er die Republik und setzte sich die Kaiserkrone aufs Haupt. 3. Rußland und England erkannten den neuen Kaiser nicht an und verbanden sich mit Oestreich gegen ihn. Preußen nahm ant Kampfe nicht theil; Baiern, Würtemberg und Baden aber waren Bundesgenossen Napoleons. Ohne Zaudern brach dieser in Deutschland ein; bei Ulm zwang er den östreichischen General Mack, mit 23000 Mattn sich schimpflich zu ergeben; ohne Widerstand drang er in Oestreich vor, besetzte Wien und wandte sich nach Mähren. Hier hatten sich Russen und Oestreicher vereinigt, und ihre Kaiser waren selbst herzugeeilt, um den Muth ihrer Truppen

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 155

1880 - Halle : Anton
155 die Waffen weit hinweg — umgangen, gefangen! Und unaufhaltsam wogt das Gewirre von Geschützen und Fußvolk, dahinter die Reiter, den rettenden Thore der Festung zu. Und aus den Dörfern bricht flackernder Brand, und in den Straßen des ©täbtlein staut sich wirres Gedräug', und die deutschen Granaten schlagen hinein." Jetzt kam der Augenblick, wo die stolze Macht des Kaisers Napoleon zusammenbrach. Nirgends einen Ausweg sehend, bei seinem verzweifelnden Heere sich nicht mehr sicher fühlend, gab er sich gefangen. „Da es mir nicht vergönnt gewesen ist, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, so übergebe ich Ew. Majestät meinen Degen," schrieb er dem König Wilhelm schon am Abend des Schlachttages, und am folgenden Morgen kam er selbst, ein gedemüthigter und gebrochener Mann, um sich dem Sieger auszuliefern. Tief ergriffen von dem Wechsel menschlicher Größe empfing ihn derselbe; als Aufenthaltsort wurde ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel angewiesen. — Festung und Heer hatten kein besseres Schicksal; ringsum von den Feuerschlünden der Deutschen bedroht, erkannten sie ferneren Widerstand als unnütz und capitulirten (— am 2. September 1870 —): 83000 Mann gaben sich sammt allem Kriegsmaterial in die Hände der Deutschen, nachdem schon am Tage zuvor 25000 Mann gefangen worden waren. — „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" schrieb König Wilhelm frommen Sinnes an seine Gemahlin. Ein unnennbarer Jubel durchbrauste ganz Deutschland bei der Nachricht von dem Ereigniß ohne Gleichen. Nun endlich, hoffte man, werde der Friede kommen. In Paris aber schob man alle Schuld des bisherigen Unglücks auf den Kaiser; Napoleon wurde des Thrones entsetzt und Frankreich zum dritten mal in eine Republik umgewandelt. Krieg bis zum Aeußersten war die Losung der neuen Machthaber; „kein Fuß breit Landes, kein Stein der Festungen darf abgetreten werden," erklärten sie. 5. So blieb denn nichts übrig, als den Kampf fortzusetzen. Die deutschen Heere marschirten nun direkt gegen Paris, das Herz Frankreichs. Am 19. September sahen sie die ungeheure Stadt mit ihrem Häusermeer vor sich; von allen Seiten wurde sie ein-geschloss en. So waren nun drei große Festungen bedroht: Straßburg, Metz und Paris. Zuerst fiel Straßburg. Nach tapferster Vertheidigung capitulirte es Ende September, fast an demselben Tage, an welchem es vor 189 Jahren durch verräterischen Ueberfall in die Hände der Franzosen gekommen war. Länger hielt sich Metz. Wiederholt versuchte Bazaine, den ihn einschließenden eisernen Ring zu durchbrechen, aber die deutschen Truppen wiesen alle Ausfälle blutig zurück. So blieb ihm kein andrer Ausweg; als die Nahrungsmittel aus die Neige gingen, ergab er sich Endeoctober mit 170000 Mann und allem Kriegs-geräth. Am längsten leistete Paris Widerstand. Zwei neue Armeen — eine im Süden an der Loire und eine im Norden — wurden gebildet, um die bedrohte Stadt zu entsetzen; allein Georc-r.r.' - i-institut für;-'-. .. a!e Schulbvdiforschung Brau r. schweig Schuibuchbibiiothek

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 138

1880 - Halle : Anton
J38 Im Vertrauen auf die Hilfe ihres Kaisers Franz griffen sie zu den Büchsen, die in dem gebirgigen Lande schon der Knabe führen lernt und mit denen der Jüngling und Mann die steilen Alpenwände hinaufsteigt, um die flücktige Gemse zu jagen. An ihre Spitze stellte sich der Gastwirth Andreas Hofer. Wie einst Saul ragte er eines Kopfes Länge über die Menge; bis auf den Gürtel reichte fein prächtiger schwarzer Bart; wegen seiner Redlichkeit, seiner treuherzigen Milde und seiner aufrichtigen Frömmigkeit war er überall hoch angesehen. — Im ganzen Lande entbrannte der Kampf; „von den Bergen rollten Felsstücke und Baumstämme, aus Klüften, aus Hecken und Hütten Pfiffen und trafen die Kugeln." Binnen wenig Tagen wartyrol den Baiern entrissen, und auch ein französisches Corps, das den letzteren zu Hilfe eilte, vermochte es nicht wieder zu gewinnen; bei Innsbruck, am Jselberg, sah es sich plötzlich von allen Seiten umschlossen und mußte sich gefangen geben. Da kam die unglückliche Schlacht von Wagram, und im Frieden von Wien trat der östreichische Kaiser das treue Land abermals an Baiern ab. Die braven Tyroler mußten die Waffen niederlegen. Aber durch falsche Nachrichten getäuscht, begann Hofer den Kampf von neuem. Bald mußte er der französischen Uebermacht weichen. „Zwei Monate lang verbarg er sich mit seiner Familie in einer einsamen, durch Schnee und Eis verdeckten Sennhütte." Leider sand sich ein Verräther. Die Hütte wurde mit französischen Soldaten umstellt, dann klopfte man an die Thür. Hoser öffnete und bekannte sich unerschrocken als den Gesuchten; nur um Schonung seines Weibes und seiner Kinder bat er. Gebunden führte man ihn herab; die rohen Soldaten ließen ihn über Schnee und Eis barfuß gehen und zerrauften ihm den Bart, daß das Blut herabfloß; mit lächelnder Geduld ertrug er die Mißhandlungen. Zu Mantua wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Mit dem Muthe eines Mannes vernahm er den ungerechten Spruch. „Ade, schnöde Welt", schrieb er wenige Stunden vor seinem Tode, „so leicht kommt mir das Sterben vor, daß mir nicht einmal die Augen naß werden." Stehend und mit unverbundenem Auge schaute er dem Tod in's Angesicht. „Schießet gut", sprach er noch zu den Soldaten, dann kommandirte er mit fester Stimme „Feuer!" Sechs Schüsse fielen; schwerverwundet sank er in die Knie; nach sechs weiteren Schüssen kämpfte er immer noch mit dem Tode; ein 13. erst, den man aus unmittelbarer Nähe aus ihn abseuerte, machte seinem Leben ein Ende. So starb er im Jahre 1810 den Tod eines Helden. Vergleiche das Gedicht von Mosen „Andreas Hofer: Zu Mantua in Banden rc. 8. Aber auch in Norddeutschland halten viele gemeint, der Kampf Oestreichs mit Napoleon biete die günstigste Gelegenheit, das französische Joch abzuwerfen — vor allen Major von Schill. Schon nach der Schlacht von Jena und Auerstädt hatte er sich bei der Vertheidigung der Festung Colberg rühmlichst ausgezeichnet. Jetzt sammelte er eine

4. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 3

1845 - Halle : Anton
3 Mit einer Schnelligkeit, als würde sie vom Winde getragen, kam die Erklärung der neuen Republik zu der Armee, und wir haben bereits dargestelt, welchen Einfluß sie auf den Gang der Kriegseräugnisse gewan. Mit zwei Dingen wurden auf diese Weise die empör- ten Franzosen in den lezten Septembertagen fertig; die auswärtigen Feinde wurden zum Rükzuge gezwungen, und das Königtum ward abgeschaft. Es war aber dies leztere nichts Geringes. Man kö'nte denken, man sei ja Schrit für Schrit dazu gekommen; es sei also die lezte Erklärung, daß kein König mehr fein sollst, bloß die formelle Anerken- nung eines tatsächlich bereits vorhandenen Verhältnisses ge- wesen. Ohngeachtet dies ganz richtig ist, ist dennoch der Moment, wo der Schmetterling, der Schrit für Schrit die Puppe sprengt, sie nun abfchüttelt, die Flügel ausbreitet und fortflattert, für fein Leben ein neuer, großer Abfchnit. In dem ganzen Processe der Verwandlung ist kein Sprung; ein Moment folgt aus dem anderen, und doch begint für das Tier ein neues, ein ungekantes Leben, wenn es nun ganz frei sich bewegt, und durch die Lüfte zieht. So war es auch in Frankreich: Schrit für Schrit war man zu al- lem gekommen — die Erklärung der Republik war in der Tat nur' die formelle Anerkennung des seit dem loten August factisch bestehenden Zustandes, und dennoch wirkte diese Erklärung wie ein Wunder. Der König halte die Stände zuerst in neuer Weise berufen, und dadurch den ersten revolutionären Schrit ge- tan. Die so berufenen Stände taten den zweiten, indem sie nun confequent auch das abzutun zwangen, was der König von den Rechten der alten Stände gern gehalten hätte. Diefe Reste früherer Verfaßung hatten keinen Grund und Boden mehr im Rechte, denn überal konte man ant- worten: hättet ihr das Alte, hättet ihr das Recht gewolt, so hättet ihr auch die alten Stände berufen, und mit ih- nen in rechtlich hergebrachten Formen Aenderungen beschlie- ßen müßen. In diesem Kampfe aber für das, was man von Seiten des Hofes von den alten ständischen Rechten 1 *

5. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 5

1845 - Halle : Anton
5 lezte Glid des alten Frankreich verschlungen hatte, fieng er sofort an sich selbst aufzureiben. Die Partei, welcher Petion *), Roland, Brifsot und ihre Freunde angehörten, — die Partei, welche man nach der Heimat der Mehrzal ihrer ausgezeichneten Glider, die girondistische nante — hatte in der legislativen Versamlung, warend sie der Bergpartei die Ausfürung der für die tabula rasa notwendigen schmachvollen Acte überlaßen hatte, die Rolle der Theoretiker gespilt. Sie hatte gehoft, so töricht gehost, wie zu seiner Zeit Lafayette, der Strom werde sich auch wider verlaufen, wenn er nur erst bei einem be- stirnten Zile angekommen sei. Der Moment war nun ge- kommen, wo ihre Theorie einem neuen moclus das Dasein geben fette, mit dem sie den Strom dämmen wolten; aber der Strom war nicht aufzuhalten, und riß sie, und alles, was in seinen Weg kam, in die Tiefe. Die Girondins waren aus reichen, gebildeten Cirkeln hervorgegangen. Sie trugen sich noch mit den törichten Hofnungen des gebildeten Frankreichs vor der Revolution: weltbeglückende brüderliche Gleichheit und goldnes Zeitalter, wie man es früher bei philosophischen Diners geträumt — ’) Die Charakteristik der Stellung Pétions zu dcn Parteien in die- scr Zcit, wie wir fïe in Thiers histoire de la rev. franc, im . 3ten Bande sindcn, nimt zwar den Man ficher zu hoch, ist'aller übrigens treffend, so daß wir sie hier anzusügen uns erlauben: ,,Le personnage autour duquel se rangeait tout le parti, et qui jouissait d’une considération universelle, était Pétion. Maire pendant la legislative, il avait, par sa lutte avec la cour, acquis une popularité immense. A la vérité il avait, le 9 août, préféré une deliberation à un combat; depuis il s’était prononcé contre septembre et s’était séparé de la commune, comme Bailly en 1790; mais celte opposition tranquille et silencieuse, sans le brouiller encore avec la faction , le lui avait rendu redoutable. Plein de lumières, de calme, parlant rarement, ne voulant jamais rivaliser de talent avec personne, il exerçait sur tout le monde et sur Robespierre lui même, l’ascendant d’une raison froide, équi- table et universellement respectée. Quoique réputé girondin, tous les partis voulaient son suffrage, tous le redoutaient, et, dans la nouvelle assemblée, il avait pour lui non-seu- lement le coté droit, mais toute la masse moyenne et beau- coup même du côté gauche.“ Auf Pétions Popularitàt, die erft almàlig hinstarb, ruhte ncch lange hauptsâchlich allés« was die Girondins durchfeztcn.

6. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 15

1845 - Halle : Anton
15 hl'nrichtcn? es ist eine Nidrigkeit so zu handeln! so riefen sie, und erst als die Feigheit bei vilen, die so dachten, die Scheu überwunden hatte, ward die Hinrichtung möglich. Aber die Furcht vor den Armeen des Auslandes, vor den Verschwörungen des Inlandes, vor neuen Jnsurrectionen der Partei, die zur Hinrichtung entschloßen war, weil sie frühere Sünden nur durch neue decken konte, operirte fort, und ließ so den Todesruf der insurrectionellen Partei im- mer weiterhin Anklang finden. Und sie ließ es auch an an- deren Mitteln, das Volk zu gewinnen, nicht feie». Man ließ das Verhör und die Processacten Karls I. von England wider abdrucken, ließ sie um ein Par Pfennige verkaufen, und machte darauf aufmerksam daß seit jener Zeit das eng- lische Volk ein freies und mächtiges geworden — und dann und wann faßte auch wol ein Edler selbst zusammen, was sich von erleuchtenden Einsichten in seinem revolutionären Kopfe finden ließ; so trat z. B. einmal der Pfarrer, oder damals vilmehr schon constitutionelle Bischof, Gregvire auf, und erklärte, das Königsein sei an sich eine Todsünde; Kö- nigshäufer seien gleich zu achten den Lagern wilder Tiere. Wärend man sich in Paris mit diesen grimmen Ver- legenheiten herumschlug, hatte Dumouricz, zum Teil weil er im Auslande wenigstens seine Truppen, die von dem Kriegsministerium so schlecht versehen wurden, zu versorgen hofte, zum Teil weil er auf die Anhänglichkeit der kürzlich von der ständischen Partei und dann auch von der Regi- rung unterdrükten demokratischen Partei des General van der Mersch in den östreichischen Niderlanden rechnete, die Offensive ergriffen, und hatte sein Heer sobald er von He- ßen und Preussen nichts mehr zu fürchten hatte, gegen Hennegau gefürt. Das französische Heer war schlechter aus- gerüstet, aber weit zalreicher als das östreichische; jenes be- stund, als Dumouriez am 20ten October in Valenciennes ankam, in seinem Totale aus 86,000 Man; dies, da die aus der Champagne zurükgekerten Bataillone sehr unvolzä- lig waren, aus kaum halb so vil Manschaft. Am 5ten November fand sich Dumouriez der verschanzten Stellung von Jemappe gegenüber hocherfreut, den Herzog von Sach-

7. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 6

1845 - Halle : Anton
6 das waren noch die Wolkengötter, die sie anbeteten. Aber unterdessen war das ungebildete Frankreich in die Höhe ge- kommen, und schüttelte seine Glider wie ein mächtiger Nise. Anfangs erschin noch Alles einig im Convente, so lange man mit den formellen Einrichtungen der Versamlung selbst zu tun hatte. Ein Comité, welches die neue Ver- faßung ausarbeiten solté war bald ernant. Da die Arbeit dieses Comité doch erst von der ganzen Versamlung geprüft werden muste, konre es der Bergpartei sehr gleichgilti'g sein, wer hinein käme, und man ernante solche, die sich zeither durch Schriften über Versaßungssachen in republikanischem Interesse bemerklich gemacht hatten: also z. B. Siéyes, der wider in den Convent gewält war, und dieser Versamlung den früher erworbenen Ruf zubrachte, daß er ein Man sei, der sich auf política bis ins geringste Detail verstehe. Die Verfaßung der constituirenden Versamlung war keinesweges ganz zu seinem Wolgefallen eingerichtet worden; nun war sie zu Grunde gegangen; das fente sein Urteil nur bestäti- gen und heben. Neben ihm trat als Fabrikant des neuen iihxlii8 Herault de Söchelles auf, ein Man vom Parlements- adel, im früheren französischen Rechte wol erfaren, von feiner Bildung. Auch Pction und Brissot so wie Danton waren Glider des Comité. Ferner der Amerikaner Paine, der als conseguenter Republicaner von dem republikanischen Frankreich naturalisirt, und auch sofort in den Convent ge- wält worden war; — und neben diesen noch einige unbe- deutendere andere *). Aber das Comité selbst konte als ein unbedeutendes gelten, denn die wichtigen Geschäfte des Mo- mentes bestunden in anderen Dingen als in der Fabrikation einer doctrinaren Verfaßung. Man muste sich einstweilen notwendig in eine factische Verfaßung setzen, und diese, welche der Augenblik erzwang, das war die Hauptsache — und bei dieser Hauptsache suchte jeder wirklich wichtige Man einen wichtigen Plaz. Freilich dachten die meisten Mitgli- der nicht, daß dieses wichtige momentane Tun sich durch so vile Momente hinziehen würde. Die meisten, und nament- *) Condorcet, ©enfermé, Bergniaud, Barreré.

8. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 18

1845 - Halle : Anton
18 nach ihm der Dcputirte Mailhe auf, und fürte aus, daß die Zusage der Unverlezlichkeit des Königes in der lezten Constitution nichts gewesen sei, als eine rhetorische Figur; — daß man sich über diese rhetorische Figur hinwegsetzen, daß man den König demnach zur Untersuchung und wegen sei- ner Verbrechen vor Gericht ziehen müße. Die insurrectionelle Partei jubelte dieser Ansicht ihren Beifal zu. Gleichheit dürfe in Frankreich kein bloßes Wort; sie müße eine Wirklichkeit sein. Gemeine Verbrecher wür- den zum Tode verurteilt für eine gestolne Börse, und die- ser Hauptverbrecher, der ganz Frankreich für sich habe sie- len wollen, solle frei ausgehen! — das sei unerhört! Zwölf- Hundert Menschen habe allein am loten August das Inte- resse dieses Mannes zu Leichen gemacht; wie vile im Ar- gonner Walde und in den Niderlanden! Sobald man die Menschen, die beim Erstürmen der Tuilerien ihr Leben gelaßen, nicht mehr als Aufrürer an- sah, die ihre gerechte und nur zu milde Strafe durch den Tod gefunden, sondern als heilige Märtyrer des Patriotis- mus, war freilich nichts consequenter, als daß man den damaligen König als Feind, als besigten Feind behandelte, und vadi vidid über ihn rief. Die insurrectionelle Par- tei, die Jakobiner bemächtigten sich nun aber dieser Ange- legenheit in diesem Sinne, und fest waren sie enkschloßen, sie in dieser Weise hinauszutreiben, daß der Kong als Hauptverbrecher zur Verantwortung gezogen und bestraft würde. Die Girondins schracken zurük vor diesem Extreme, welches die Gewalt oben an stelle, und alles Recht, auch ihr eignes mit Füßen trat. Sie sahen ganz richtig den Kampf um des Königs Leben zum Teil schon an als einen Kampf um ihr eignes Leben; — aber sie hatten nun gegen sich alle die Praktiken, die sie früher selbst begünstigt, alle die Verleumdungen, alle die Mittel der Volksaufregung, die früher gegen den König gebraucht wurden waren. Wald war niemand Ursache des dauernden Getraidcmangels, Ur- sache aller Not des Volkes, als die geheimen Freunde des Königes. Hätte nicht die s. g. Philosophie den Glauben an Hexenkünste längst verscheucht gehabt, man würde den

9. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 10

1845 - Halle : Anton
10 Von den Dingen jedoch, welche den Convent beschäf- tigten war am Ende das, was sich Anfangs September zu- getragen hatte, für's Erste wirklich nur durch die Feindschaft der Parteien, die sich in Beziehung darauf vornämlich äu- ßerte, von höherer Bedeutung. Dringender war die Erle- digung der Sorgen, welche die Armee hervorrief, und die Hungersnot und Teurung welche fortwärend im Lande herfchte. Was die Armee anbetrift, so kam das Kriegsministe- rium in dieser Zeit an Pache, der, eine Zeitlang nach der Schweiz ausgewandert, nachher als Lehrer in Paris lebte. Er war allem Anscheine nach ein Man von einfachster Fru- galität, und seine glatgekämtc, reingebürstete Art empfalh ihn so bei Madame Roland, daß sie ihn ihrem Manne zu einer Stelle in seinem Bureau vorschlug. Hier zeigte er sich zunächst als ein Muster; — ein Salar nam er nicht aus Begeisterung für die Freiheit und für den freien Stat, dem er diente. In der Tasche brachte er sich sein Rind- chen, und was dazu gehörte, mit; verzerte es gelegentlich zwischen der Arbeit, bei welcher er den ganzen Tag aus- hielt, und bei welcher er so vil leistete, als sonst drei. Er war durch Diensteifer und Geschäftseinsicht im Bureau in die Höhe gekommen; hatte endlich Rolands ganzes Ver- trauen erworben, und dieser empfalh ihn dem Convente als Kricgsminister. Allein kaum war er in dieser Stellung, als der Patriotismus, der ihn beseelte, zum Ausbruche kam, denn in seinem Ministerium machten bald eine Menge Schur- ken Geschäfte, welche durch Liferungen und dergleichen Dinge bei der Armee zu gewinnen hoften. Der Bürger Hassen- fratz (ein bankerutter Metzer), welcher an der Spitze von Pache's Bureau war, und immerdar in roter Jakobiner- mütze saß, wüste alle diese Verhandlungen vortreflich zu vermitteln. Pache kaute noch seurrindchen bei der Arbeit; die Liferanten waren in höchster Geschäftigkeit; aber die Armee erhielt nichts — keine Schuhe obwol es nach ge- rade Winter geworden — bei weitem nicht alle hatten Uni- formen und ordentliche Bekleidung. Bei der Südarmee brauchte man 30,000 Paar Hosen, und tonte kein einzi-

10. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 12

1845 - Halle : Anton
12 Bevölkerung zur Verzweiflung. Freilich die Männer, so weit sie Waffen tragen konten, hatten die Satisfaction zum Heere gehen und sich patriotisch von den deutschen Truppen todtschießen laßen zu können; aber um so armseliger waren die zurükbleibenden Familien daran. Santerre, der Com- Mandant der Nationalgarde wolle seinen weisen Nat nicht voreuthalten, und machte bekant, es möchten doch aus Pa- triotismus alle Classen der Bevölkerung zwei Tage in der Woche kein Brod eßen, sondern Kartoffeln; — dadurch werde fast ein Dritteil Brod im Lande weniger consumirt, und um so vil mäße auch der Preis des Brodes fallen, weil um so vil Nachfrage weniger sei. Außerdem möchten alle Hunde gelobtet werden, denn diese verzerten ebenfals eine Menge Brod. Wie konte es Frankreich seien, wenn io weiser Rat zu seinem Dienste war! Er erklärte einmal sehr pathetisch im Convente: seine ganze Kraft und Tag und stacht sei dem Dienste des Volkes gewidmet; erscheine diese Kraft ohne Wert, so möge man ihn entlaßen; auch darauf sei er gefaßt (der Edle!); er gehe dann heim, und braue wider Bier. Roland fand diese Getraideangelegenheit nicht so leicht wie Santerre. Der Grundsaz unbeschränkter Freiheit des bürgerlichen Verkeres war Grundsaz der Republik geworden. Aber alle statswirtschaftliche Belehrung, daß die völlige Frei- heit des Getraidehandels zulezt die wolfeilsten Preise auf natürlichstem Wege erzeugen werde, half für den Moment nicht aus der Not; — und nicht bloß aus Paris, sondern überal aus dem Lande tönte der Ruf nach Feststellung des Brodpreises. Der Maire von Chartres, nachdem er einen entsezlichen Tumult bestanden, wandte sich in seiner Not an den Convent. Der Convent sandte eine Deputation nach Chartres, welche die Einwoner stall mit Brode mit beleh- renden Worten speisen wolle; — aber es erhob sich neuer Tumult, und die Deputirten kamen in Gefahr, selbst ver- speist zu werden — wenigstens wolle man sie hängen. Da, in der Not, verleugneten sie den Grundsaz der Handels- freiheit und gaben so weit nach, daß sie sich mit einer Brodpreisbcstimmung das Leben erkauften. Als sie zurük-
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